Chronik der Hammerschmiede

Da, wo heute der Fuß- und Radweg zum Autobahnsee führt, entstand im Jahr 1572 im sogenannten Auwald die Hafenmühle („Hafenmühlweg“), die später durch ein Sägewerk erweitert wurde.

Flößer aus Füssen brachten auf dem Lech Holz nach Lechhausen und errichteten eine Köhlerei, ebenfalls im Bereich der Hafenmühle, da Holzkohle damals ein wichtiger Handelsartikel war.

In Dokumenten aus dem Jahr 1794 wird eine Schmiede erwähnt, die 1820 zu einer Schmiede mit Hammerwerk bzw. noch später zu einem Dampfhammerwerk ausgebaut wurde, das weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt war und der späteren Siedlung den Namen gab. Zusammen mit der Lampenfabrik Wolfram stellt sie die einzige Bebauung des heutigen Stadtteils dar. Verschiedene Gebäude der ehemaligen Lampenfabrik wurden für andere Zwecke genutzt, beispielsweise für eine Gärtnerei.

Ausschnitt aus einer Landkarte um 1850: Die Hafenmühle und die Hammerschmiede sind als einzige Gebäude in den Lechauen nördlich von Lechhausen eingezeichnet. Bild: Franz Häußler

Eine Siedlung entsteht

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden zwei große Übel: Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit. Die damalige Regierung unter Reichskanzler Brüning beschloss daher, Gelder für den Bau von Kleinsiedlungen bereit zu stellen: dadurch sollten auch arbeitslose Menschen die Möglichkeit erlangen, für ihre Familien ein Heim in Eigenarbeit zu bauen, das mit einem Garten zum Gemüseanbau und Kleintierhaltung zu einer besseren Versorgungslage beiträgt.

1931 wurde in Augsburg der 2. Siedlerverband gegründet und der Stadtrat genehmigte den Bau der Siedlung Hammerschmiede. Die Stadt war Trägerin des Unternehmens. Besonders zwei Männer haben durch ihre stetigen Bemühungen auf allen politischen Ebenen dazu beigetragen, dass die Siedlungsgründung möglich war: Richard Hohenner und Arthur Dannenberg.

Nachdem viele bürokratische Hindernisse aus dem Weg geräumt werden konnten, wurde am 2. April 1932 mit dem Bau begonnen. Von den 1100 Interessenten konnten zunächst 120 Familien berücksichtigt werden. Später kamen noch 136 Familien dazu. Viele von ihnen haben allerdings die harte Arbeit und die Entbehrungen unterschätzt, die auf sie zukamen, so haben viele im ersten Jahr aufgegeben und die Siedlerstelle zurückgegeben.

Die Stadt stellte das Baugelände zur Verfügung, je Siedlerstelle 600 – 1000 qm. Der qm kostete 0,42 Reichsmark. Die deutsche Bau- und Bodenbank gewährte jedem Siedler 3000 Reichsmark Darlehen. (Anmerkung: eine Reichsmark wäre umgerechnet aktuell 4,24 Euro wert, der durchschnittliche Monatslohn im Jahre 1932 betrug 164 Reichsmark).

Für dieses Geld übernahm die Stadt Augsburg die Bürgschaft. Ein Wasserstrang für 39.000 Reichsmark musste gebaut werden, der von der Siedlergemeinschaft finanziert wurde. Insgesamt musste jede Siedlerfamilie 5000 Reichsmark aufbringen, die mit 2,5 % Zins zu tilgen war.

Die Stadt schloss mit jedem Siedler einen Heimstättenvertrag ab, der mit einschneidenden Auflagen verbunden war: Alle waren verpflichtet, Kleintiere zu halten, den Garten zu bebauen und 3200 Arbeitsstunden für die Gemeinschaft abzuleisten.

Zwei Augsburger Firmen wurden mit dem Bau der Siedlung beauftragt. Betoniert wurde mit dem Kies, der an den Baustellen gewonnen wurde. Dies brachte später große Nachteile, da der Beton bald brüchig wurde und schon nach 10 Jahren erneuert werden musste. Da es an den Baustellen keinen Strom gab, musste alles von Hand gearbeitet werden. Die Siedler, die verstreut in der ganzen Stadt wohnten, fuhren mit dem Fahrrad zur Baustelle. Im Oktober konnten die ersten Häuser bezogen werden. In den Häusern gab es Gas und Wasser, aber keine Elektrizität. Der erste Winter im neuen Heim war hart, die Straßen nach Lechhausen mussten von den Siedlern geräumt werden, die Kinder gingen zu Fuß nach Lechhausen und in die Firnhaberau zur Schule. Die Stadt Augsburg wies die Siedler darauf hin, dass ein Verein gegründet werden sollte. Dies erfolgte noch im ersten Jahr der Gründung.

Quelle: Hammerschmiede gestern-heute-morgen, Chronik eines Augsburger Stadtteils. Herausgegeben im Eigenverlag vom SPD-Ortsverein Augsburg-Hammerschmiede im Jahr 1989